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Exhibitions / Austellungen

22. Jan. – 18. April 22
Kunstmuseum Thurgau, Neue Kollektion – Kunst hier und jetzt

Saaltext

Heike Müller beschäftigt sich in ihrer Malerei mit traditionellen Gattungen des Mediums: mit dem Portrait, der Landschaftsmalerei und mit einem etwas aus der Mode gekommenen Bereich der Genremalerei. Ein Genrebild ist gemäss Wikipedia die 'gemalte Abbildung einer Alltagsszene‘ mit Menschen in ihrer Umgebung. Ihre Blüte hatte die Genremalerei ab dem 17. bis ins 19. Jahrhundert, als Maler wie Jan Vermeer oder Pieter de Horch in innigen Momentaufnahmen die Moralvorstellungen der bürgerlichen Gesellschaft bildlich fassten.

Heike Müller findet die Motive für Ihre Genrebilder auf alten Fotografien, Postkarten, manchmal auch auf eigenen Aufnahmen, auf Skizzen und Gemälden anderer Künstlerinnen und Künstler oder - natürlich - auch im Internet. Die meist kleinen Gemälde zeigen Alltagsszenen: ein Junge mit seinem Hund, Menschen am Strand, ein Mädchen vor einer Holzhütte. Die Inszenierungen fluktuieren zwischen der Ungezwungenheit des Schnappschusses und der Steifheit der Pose, die Menschen einnehmen, wenn sie sich bewusst werden, dass eine Kamera auf die gerichtet ist. Die Kuratorin des Kunstmuseums Thurgau Stefanie Hoch beschreibt die den Bildern innewohnende Leichtigkeit des Seins treffend: „Egal, ob die Vorlage aus dem Fotoalbum oder dem Internet stammt: Weil der fotografischen Vorlage das Momenthafte innewohnt, atmet auch die Malerei jene Spontanität,  das Glück des flüchtigen Augenblicks. Und das Wissen darum, dass die abgebildeten Menschen längst Geschichte sind, verstärkt noch die Vorstellung der Vergänglichkeit.“

Damit ist benannt, worin der tiefere Gehalt von Heike Müllers Genrebildern liegt: Mit Rückgriff auf Fotovorlagen, die aus den Alben unserer Eltern stammen könnten, löst sie Erinnerungen und nostalgische Gefühle aus. In einem Gemälde überführt, selbst wenn dieses klein ist, erfährt die Alltagsszene eine dramatische Aufladung. Der festgehalten, stimmungsvolle Moment wird zu einem Sinnbild für die Vergänglichkeit allen Seins, das Bild selbst zu einer Projektionsfläche einer Sehnsucht nach einer längst entschwundenen Vergangenheit, die sich in der Erinnerung immer glanzvoller präsentiert, als die Wirklichkeit je sein konnte. und so verwandeln sich die anonymen Menschen ohne Eigenschaften auf den Bildern bei uns Betrachterinnen und Betrachtern zu Katalysatoren einer Rückbesinnung auf Momente eigener Unbeschwertheit und vielleicht sogar des Glücks.

Presse:

Aargauer Zeitung
Thurgau Kultur
Artagenda